Liebling, willst du ein gemeinsames Konto mit mir?

Das klingt für viele schon wie ein Heiratsantrag. Bei so einer Frage sollte aber bei jeder Frau erstmal die Alarmglocken schrillen. Einerseits ist es schön, wenn man mit dem Partner (fast) alles teilt, aber andererseits was ist, wenn der Partner auf einmal nicht mehr da ist? Auch wenn man es am Anfang nicht wahr haben will, aber Beziehungen zerbrechen. Und dann steht man da ohne einen Cent in der Tasche und womöglich noch obdachlos, weil der neue Partner die Schlösser zum Haus ausgewechselt, weil die „Neue“ schon eingezogen ist. Okay, ich dramatisiere jetzt vielleicht ein bisschen, aber das könnte theoretisch passieren. Die wenigsten Paare trennen sich freundschaftlich.

Und wenn man dann noch verheiratet ist, teilt man plötzlich aber noch viel mehr als ein gemeinsames Bankkonto: Man teilt den Namen, eine Familie, das Auto, oder vielleicht sogar ein Haus. Schließlich denkt und plant man nicht mehr nur für sich allein, kauft für die Familie ein (ob mit oder ohne Kinder), bezahlt gemeinsame Abendessen und Urlaube, das Internet und die Miete.

Bei einem gemeinsamen Konto muss man dafür sorgen, dass der vereinbarte Anteil auch monatlich von beide Parteien eingegangen sein muss, sonst besteht hier die Gefahr, den Überblick zu verlieren, wer was überwiesen oder bezahlt hat und das erhöht das Streitpotenzial. Geben wir Frauen mit einem gemeinsamen Bankkonto unsere finanzielle Unabhängigkeit auf? Ja. Denn alles zu teilen, ist riskant.

Als meine Eltern geheiratet haben, brauchte meine Mutter noch eine schriftliche Erlaubnis von meinem Vater ihr eignes Bankkonto weiterzuführen und ihren Job weiterausüben zu dürfen. Mein Vater hat sich prächtig amüsiert und den Schrieb unterzeichnet. Er war immer sehr stolz in meiner Mutter eine so unabhängige Frau zu haben. Die finanzielle Unabhängigkeit, die wir heute genießen, wurde hart erkämpft und dies ist ein guter Grund diese nicht leichtfertig aufzugeben.

Kein eigenes Konto als Frau zu haben, kann zu einem enormen finanziellen Risiko werden. Und das ist oft auch einer der Gründe, warum Frauen häusliche Gewalt über sich ergehen lassen. Selbst wenn Gewalt in der Beziehung nicht der Grund ist, enthält ein gemeinsames Bankkonto doch sehr viel Sprengstoff, die diese zerstören könnte. Bei Trennungen und Scheidungen spielen immer finanzielle Auseinandersetzungen eine Rolle. Das liegt oft daran, dass der eine Partner sehr sparsam ist und der andere das Geld buchstäblich zum Fenster rauswirft. Und wenn dein Partner , das Konto überzieht, dann haftest du natürlich mit.

WIE TEILT MAN NUN DIE AUSGABEN UND BLEIBT ALS FRAU TROTZDEM FINANZIELL UNABHÄNGING?

Im Grunde ist es ganz einfach unser Finanzleben durch ein gemeinsames Konto zu vereinfachen und trotzdem unabhängig zu sein. Und das geht mit dem 3-Konten Modell: Gemeinsame Kosten werden von einem gemeinsamen Tageskonto bezahlt, das auf den Namen beider Partner eröffnet wird. Zusätzlich hat jeder immer noch sein eigenes Gehaltskonto. Dann wird gemeinsam über einen Betrag verhandelt, den jeder auf seinem eigenen Konto behalten darf und darüber darf man dann frei verfügen und der Rest wird aufs Gemeinschaftskonto überwiesen.

IMMER FAIR BLEIBEN BEI UNTERSCHIEDLICHEN GEHÄLTERN

Leider bekommen Frauen in Deutschland weniger Gehalt als Männer, nämlich durchschnittlich 21 Prozent, wenn man den Stundenlohn betrachtet. Zum Familieneinkommen steuert die Frau im Durchschnitt nur gut ein Fünftel bei. Dafür gibt es aber mehrere Gründe: Zum einen ist in den meisten Beziehungen der Mann älter als die Frau – und zwar durchschnittlich um vier Jahre. Deshalb ist er ihr auch auf der Karriereleiter häufig ein paar Stufen voraus und hat daher ein höheres Gehalt. Dazu kommt der Gender Pay Gap und die Tatsache, dass das Gehalt in vielen typischen „Frauen-Berufen“ so viel niedriger ist als in anderen. Es ist also nur fair, wenn sich der Betrag, der monatlich auf das Gemeinschaftskonto einzahlt wird, prozentual an den unterschiedlichen Gehältern orientiert.

Mit den richtigen Absprachen und fairen Aufteilungen kann es also durchaus sein, die Finanzen zu teilen – ohne die eigene Unabhängigkeit aufzugeben. Es daher sehr wichtig, genau diese Themen mit seinem Partner offen anzusprechen und die Beziehung – auch oder gerade übers Geld – neu zu definieren. Was es dafür braucht: Offenheit. Sowohl in der Entscheidung für ein gemeinsames Bankkonto – als auch dagegen. 

Mein Buchtipp: Finanzielle Unabhängigkeit für Frauen: Finanzen in den Griff bekommen, Vermögen aufbauen, Freiheit erreichen – von Jasmin Franke

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